100 Jahre VfL Sindelfingen: Glanzvoller Abend
  25.10.2021 •     WLV , Top-News WLV , BW-Leichtathletik , Top-News BW-Leichtathletik


Mit einer prachtvollen Jubiläumsgala feierten die Leichtathleten des VfL Sindelfingen im Glaspalast, der guten Stube der deutschen Leichtathletik, ihr 100-jähriges Jubiläum (1920 bis 2020), Corona-bedingt mit einem Jahr Verspätung. „Der VfL Sindelfingen ist einer der ganz großen Vereine der deutschen Leichtathletik, der Maßstäbe gesetzt hat“, lobte DLV-Präsident Jürgen Kessing. Zahlreiche Olympiateilnehmer, Überraschungsgast Dieter Baumann und der über Video zugeschaltete Colin Jackson garnierten den glanzvollen Abend voller Höhepunkte.

„Der VfL Sindelfingen kann stolz sein auf 100 Jahre Leichtathletik“, freute sich Kessing mit den 350 Gästen über die Geschichte des Traditionsvereins. Als „Bonbon“ hat der DLV dem VfL Sindelfingen einmal mehr die Durchführung der Deutschen Jugendmeisterschaften (19./20.Februar 2022) übertragen. „Kaum ein anderer Verein im Bundesgebiet kann über einen so langen Zeitraum auf so zahlreiche, großartige Erfolge verweisen wie der VfL Sindelfingen“, ergänzte WLV-Präsident Jürgen Scholz.

Neben den sportlichen Erfolgen hob Sindelfingens OB Dr. Bernd Vöhringer die vielen Leichtathletik-Veranstaltungen im Glaspalast und im Floschenstadion hervor. „Das Internationale Hallensportfest und viele Deutsche Meisterschaften waren ein Aushängeschild für unsere Stadt“, betonte Vöhringer. Er kündigte die Renovierung des Glaspalasts im Umfang von sieben Millionen Euro an und überreichte VfL-Abteilungsleiter Jürgen Kohler einen Geburtstags-Scheck über 5.000 Euro.

Im „Gespräch der Generationen“ schaffte es der aktuelle Deutsche U23-Hindernismeister Velten Schneider, Geschichte und die Generationen zu verbinden, die Brücke zurück in die Nachkriegszeit mit Alfred Schwab, Alfred Wagner und Christl Wolf (ehemals Grötzinger) zu schlagen. Wolf, die bei der 1968 erstmals für Frauen durchgeführten Deutschen Meisterschaft über 1.500 Meter Vierte wurde, erzählte, dass sie sich ihr Vereinstrikot selber nähen musste, weil für Frauen noch keines vorgesehen war.  

Die Abteilungsleiter Otto Welker, Dieter Gauger, Markus Grassmann und Jürgen Kohler haben die Sindelfinger Leichtathletik angetrieben. Ehrenpräsident Gauger schwärmte geradezu von den 1. Senioren-Weltmeisterschaften im Glaspalast („Das war wie Olympia“) mit über 3.000 Teilnehmern. In die Reihe der verdienstvollen Ehrenamtlichen zählt auch „Tausendsassa“ Dieter Locher, der im organisatorischen Bereich bis heute Akzente setzt und eine Art „Spinne“ im VfL-Netzwerk darstellt.

Mit den „schnellen Mädels“, den 400-Meter-Legenden und den „starken Männern“ wurden die sportlichen Highlights zurückgeholt. Dabei hatten sich die Galamacher viel Mühe gemacht, mit Videos, Bildern und Interviews diese Zeiten aufleben zu lassen. Heidi-Elke Gaugel, Ulrike Sarvari, Andrea Thomas, Nadine Hildebrand, Birgit Wolf,  Stephanie Kampf und viele mehr hatten den VfL als Werbeträger für die Stadt bekannt gemacht. Werner Späth, VfL-Trainer-Legende, durfte genüsslich auf die erfolgreichen Zeiten zurückblicken.

Ein absoluter Höhepunkt des Abends war der Auftritt der 400-Meter-Läufer-Garde mit Bernd Hermann (Olympiadritter 1976 in der Staffel), Jörg Vaihinger (Olympia-Bronze 1988 in der Staffel) und Martin Weppler (Staffel-Europameister 1978 und Olympiateilnehmer 1984), die von Bernd Koschka bestens in Szene gesetzt wurden.

Die Geschichte des Internationalen Hallensportfestes (IHS), das über 24 Jahre den Namen Sindelfingens in die (Leichtathletik-)Welt hinaustrug, ist auch die Geschichte des Anfang des Jahres verstorbenen Herbert Bohr. Die 350 Gäste verneigten sich mit einer Hommage an den langjährigen Macher Bohr und erhoben sich von ihren Plätzen.

Nachdem das Trikot von Haile Gebrselassie aus seinem Weltrekordlauf in Sindelfingen präsentiert wurde, hatte Co-Moderator Robert Dinkelacker zwei Überraschungen parat. So trabte Olympiasieger Dieter Baumann auf die Bühne und erzählte noch einmal von den letzten Metern auf dem Weg zum Olympiasieg und auch, warum es mit den Starts im Glaspalast nicht immer so geklappt hatte.

27 Jahre hatte der Weltrekord von Colin Jackson, 1994 im Glaspalast mit 7,30 Sekunden Bestand, ehe ihn jetzt der US-Amerikaner Grant Holloway um eine Hundertstel verbesserte. „1994 zum Weltrekord im Glaspalast nach Sindelfingen zu kommen, war wie nach Hause zu kommen“, erinnert sich der Walliser im Video-Interview. Jackson plauderte vor der Kamera über seine TV-Projekte nach seiner sportlichen Karriere und hatte einen Rat für die jungen Athleten parat. „Behaltet euch den Spaß an der Leichtathletik bei und träumt von Großem“, lautete die Botschaft des sympathischen Sportlers.

Launig präsentierte Paralympics-Olympiasieger Niko Kappel dann die starken „Kugelstoß-Männer“ des VfL um Tobias Dahm, Simon Bayer und deren Trainer-Ikone Peter Salzer.  

Von der Talentschmiede „Speedy“, die vor 21 Jahren von Birgit Hamann gegründet wurde, standen 25 Kids auf der Bühne. Derzeit sind es 220 Speedy-Kinder, die von 12 Trainern betreut werden. Olympiateilnehmer Philipp Pflieger, Hürdenläufer Stephan Stoll und aktuell die deutsche U20 Cross-Meisterin Kim Bödi starteten hier ihre Karriere.

Der Verein der Freunde der Sindelfinger Leichtathleten um Rose Späth lenkte mit einem Scheck in Höhe von 20.800 Euro an Abteilungsleiter Kohler den Blick in die Zukunft. Das „sportliche Olympia-Traumpaar“ Carolina Krafzik und Constantin Preis möchte seine Erfolgsserie (beide wurden drei Mal hintereinander Deutsche Meister) fortsetzen. „Tokio war einfach sensationell und hat viel Motivation für die Zukunft gebracht“, bekannte eine strahlende Krafzik. „Mit der Olympiateilnahme ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, ergänzte Preis. Mit Velten Schneider und Hürdenläufer Stefan Volzer hat der VfL zwei weitere Athleten auf dem Sprung ins internationale Geschehen.

„Diese Jubiläumsveranstaltung mit dem gemeinsamen Rückblick auf unsere Vereinsgeschichte schweißt uns nach der Coronazeit für die Zukunft zusammen“, zog Abteilungsleiter Jürgen Kohler das Fazit, während aus den Lautsprechern „Ein Hoch auf uns“ dröhnte.